Schön und hügelig war es hier! Danke für die sagenhaften Landschaften und gastfreundlichen Kiwis!
Thailand wir kommen!
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Bluff ist ein kleines Fischerdorf. Wir verbringen eine Nacht in einem Hotel und feiern gemeinsam in einem Restaurant bei Fish and Chips unsere Leistung bis hierher geradelt zu sein. Und am nächsten Tag? Schwingen wir uns wieder auf unsere Fahrräder. Fünf weitere Etappen führen uns durch die Catlins in die Stadt Dunedin. Dieser Küstenstrich wird von vielen Tourist:innen ausser Acht gelassen, da es zeitlich nicht reicht auch da noch hinzureisen. Umso gespannter sind wir auf diese letzten paar Tage. Die Küste ist wild und ein kalter Wind aus dem Süden bläst uns frisch um die Ohren. Doch das Wetter bleibt stabil und die Sonne scheint. Während wir am ersten Tag noch mehrheitlich durch Landwirtschaftszone fahren bis nach Fortrose, führen uns die nächsten Etappen in wunderschöne Buchten. In der Curio Bay und der Porpoise Bay beobachten wir Pinguine, Delfine und Seelöwen (siehe Galerie). Letzere liegen einfach so am Strand, dösen faul in der Sonne und panieren sich mit Sand. Der gebuchte Zeltplatz zwischen den beiden Buchten ist der bis jetzt teuerste, aber die Aussicht beim Kochen im Vorzelt ist unschlagbar schön. Bereits unterwegs dahin machen wir einen Abstecher zu einem Leuchtturm am Waipapa Point. Ein Schild weisst darauf hin, dass es auch hier Seelöwen hat und ich mache mich neugierig auf den Weg an den Strand. In Australien haben wir gelernt, dass sich Seelöwen und Robben gerne auch im strandnahen Gebüsch verstecken. Entsprechend vorsichtig bin ich unterwegs, denn die kleinen Pfade der Böschung entlang Richtung Meer sehen ganz danach aus, als würden sie auch von Tieren genutzt. Unten angekommen blicke ich mich um. Ich entdecke zwar keinen Seelöwen, aber eine Spur, die zum Wasser führt. Ich winke Jonas aufgeregt zu, der noch oben beim Leuchtturm steht. Er versteht mein Signal und kommt zu mir 'runter, in der Hand die Kamera. Als er bei mir ist, zeige ich im die Spur und erkläre ihm, nicht gerade leise, wie ich sie lese. Ich lasse meinen Blick noch einmal über den Strand schweifen und erschrecke mich gewaltig! 15 Meter von uns entfernt richtet sich ein gigantischer Seelöwenbulle auf. Er war so gut getarnt, dass ich ihn nicht gesehen hatte vorhin. Aber ein so lautes Gerede, scheint ihn doch zu stören. Offenbar habe ich ihn geweckt, er gähnt und zeigt uns seine Zähne. Wir verstummen sofort. Er beäugt uns und legt sich wieder hin. Puuh. So lange wir nicht sprechen, scheinen wir geduldet zu werden. Friedlich wälzt er sich im Sand und sucht nach einer bequemen Position, um sein Nickerchen fortzusetzen. Mit seinen Flossen, wirft er sich Sand über den Rücken. 300 bis 400 kg bringt ein solcher Bulle auf die Waage, mit dem will man's nicht aufnehmen. Da wir nicht näher am Seelöwen dran sind als erlaubt, bleiben wir einfach stehen. Lange beobachten wir das eindrückliche Tier, bevor wir uns langsam zurückziehen. Die folgende Nacht verbringen wir bei Curio Bay und nebst der tollen Aussicht, können wir in der Abenddämmerung Pinguine beobachten. Nicht gerade vom Zelt aus, aber einen kurzen Abendspaziergang entfernt. Da wir genügend Zeit eingeplant haben, verbringen wir den Nachmittag am Strand der angrenzenden Porpoise Bay. Es ist zwar zu kalt zum Baden, aber schön ist es trotzdem. Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren, gehen wir nochmals hinunter zur Bucht und haben Glück. Wir beobachten, wie Delfine mit einem Surfer spielen. Offenbar lieben sie diese Sportart und tauchen immer wieder links und rechts vom Surfer auf. Ein magischer Moment. Es gibt nur noch wenige der Hector Delfine und Besucher:innen werden angehalten nur mit den Delfinen zu spielen, wenn diese die Initiative ergreifen. Als wir aufbrechen, um unser Zelt zusammenzupacken und loszufahren, sehen wir viel weiter drüben am Rande der Bucht nochmals etwas zwischen den Wellen aufblitzen. Delfine? Jonas zückt die Kamera wieder und schaut durchs Objektiv. Auch ein Mann am Strand scheint die Flosse entdeckt zu haben. Seine Freundin filmt, er reisst sich die Kleider vom Leib und stürzt sich mutig ins eiskalte Wasser. In getupfter Unterhose versucht er dem Delfin näher zu kommen. Er prustet vor Kälte, als Jonas zu lachen beginnt. Bei der vermeintlichen Flosse handelt es sich um das Hinterteil einer Ente, die am fischen ist. Wir schmunzeln leicht schadenfreudig und machen uns auf den Rückweg. Bevor wir Dunedin erreichen, wird's nun nochmals ziemlich hügelig auf den letzten beiden Etappen. Am Dorfeingang von Waihola, unserem letzten Übernachtungsort, begrüsst uns ein Ortsschild mit folgender Aufschrift: "No doctor, no hospital, one cemetery". Gut, dass wir jung und fit sind. Um dem viel befahrenen Highway 1 auszuweichen, nehmen wir weitere Höhenmeter in Kauf. Tatsächlich führt uns der letzte Tag über so steile Forststrassen, dass sogar Jonas nach 3,5 Monaten Intensivtraining sein Velo schieben muss. Auf den flachen Abschnitten, bleibt Zeit nachzudenken und Bilanz zu ziehen. Doch da Weisheiten und Moralisches nur wenig unterhaltsam sind, beschränken wir uns an dieser Stelle auf eine Aufstellung kulinarischer Kuriositäten, Tops und Flops:
Am 22.01.2023, genau 70 Tage, nachdem wir am Cape Reinga gestartet sind, haben wir das südlichste Dorf auf dem neuseeländischen Festland erreicht.
Wir bluffen nicht, wir sind in Bluff! :-) In Queenstown gönnen wir uns drei Nächte und ein paar Pausentage dazwischen. Jonas schwingt sich wie zuletzt in Rotorua aufs Mountainbike und erkundet den Bikepark am Coronet Peak. Helen erkundet das Stadtzentrum, spaziert dem Seeufer entlang und geht "käffele". Am Abend treffen wir uns wieder und sind beide happy und erfüllt. Manchmal brauchen auch wir beide 'mal Zeit für uns alleine. Am nächsten Tag wagen wir uns an den Ölwechsel, den unsere Rohloffschaltungen nach 5'000 gefahrenen Kilometer benötigen. Es klappt alles tiptop und so können wir abends ganz entspannt Indisch essen gehen. Queenstown ist eine Hochpreisinsel und erinnert uns an St. Moritz oder Davos in der Hauptsaison: Es hat vorallem Tourist:innen, teure Läden und zahlreiche touristische Attraktionen. So freuen wir uns am dritten Tag mit dem historischen Dampfer Earnslaw ans andere Seeufer überzusetzen. Während die anderen Tourist:innen bei Ankunft alle links abbiegen, um sich im Rahmen einer geführten Tour eine Farm anzuschauen und Kuchen zu essen, biegen wir rechts ab. In diese Richtung liegt nur einen Kilometer vom Walter Peak-Steg entfernt ein traumhafter Zeltplatz mit eigenem Seezugang und bester Sicht auf Queenstown. Das auch noch gratis. Wir springen in den See, kochen ein feines Znacht und jassen. Wir freuen uns auf die nächsten beiden Etappen entlang des Around the Mountain Trail. Durch die trockene Berglandschaft fahren wir zuerst über den Von Hill zu den Mavora Lakes. Wir begegnen einzig ein paar anderen Fahrradfahrer:innen und zwei Bauern. Die Landschaft ist traumhaft schön und das Wetter immernoch bestens. Die karge Vegetation, trockenen Gräser und farbigen Gesteinsformationen erinnern uns an Fotografien, die wir von den Anden schon gesehen haben. (Die schönsten Bilder findet ihr wie immer in der Galerie.) An den Mavora Lakes können wir erneut direkt am See zelten. Der zweite Tag auf dem Fahrradweg führt uns nach Mossburn. Das Wetter kippt leider und noch vor dem Mittag setzt der Regen ein. Kurz nachdem wir den vierten Platten geflickt haben. Aktueller Stand: Jonas 4, Helen 0. In Mossburn wärmen wir uns pitschnass im einen der beiden Kaffees auf, die es in dem kleinen Ort gibt. Am Morgen haben wir noch mit dem Gedanken gespielt, weiter zu fahren als bis hierher. Doch der Regen lässt nicht nach und das Railway Motel lockt mit moderaten Zimmerpreisen und guten Rezensionen über Lammhaxen in Rotweinsauce mit Kartoffelstock. Ein Menü, das auch der besten Campingküche nicht abzuringen ist. Da auf den nächsten 65 Etappenkilometern lediglich irgendwo im Nirgendwo eine nasse Schafswiese zum Zelten zur Verfügung steht, beschliessen wir uns zu bleiben. Ein guter Entscheid. Im Motel werden wir herzlich empfangen, dürfen gratis Wäsche waschen und lernen ein anderes Paar kennen, das ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs ist. Auch selber kochen wäre letztendlich daran gescheitert, dass die einzige Tankstelle im Dorf lediglich Autoputzsachen, Gummibärchen und Getränke verkauft. Und Campinggas - aber eben leider nichts, was man damit zubereiten könnte. Wir verbringen einen lustigen Abend mit den Neuseländer:innen Karen und Greg, geniessen Lammhaxen und lernen das typisch neuseeländische Dessert "sticky date pudding" kennen. Pappsatt und glücklich sinken wir in die Federn.
Unterdessen fahren wir zwischen Meer und Schneebergen Richtung Franz Josef. Der berühmte Franz Josef-Gletscher trohnt über dem Dorf, es fühlt sich ein wenig an wie in der Schweiz. Nur das Raclette - das fehlt.* Wir entscheiden uns spontan einen Pausentag einzulegen und eine Wanderung zu machen. Vom Alex Knob aus geniessen wir eine wunderbare Aussicht auf den Gletscher, gemeinsam mit den Velofahrerinnen Kate und Steffi. Wir haben die beiden vor ein paar Tagen kennengelernt und begegnen uns nun immer wieder unterwegs, da wir ungefähr im selben Tempo radeln. Das Wetter ist unerwartet sonnig. Ein Kea legt eine kurze Showeinlage vor uns ein, als wir auf dem Gipfel sitzen. Am liebsten würden wir hier oben unter dem Sternenhimmel übernachten und warten bis noch mehr Keas in der Dämmerung auftauchen. Da wir an diese Option erst auf dem Gipfel denken, nehmen wir am Nachmittag den Abstieg in Angriff - Die Versuchung einer kühlen Glacé lockt uns zurück ins Bergdorf. Beim Aufschliessen unserer Fahrräder machen wir eine lustige Entdeckung - offenbar hat ein Kea unsere Velosättel degustiert. Die Papageien sind bekannt für ihre Neugier. Bei manchen sind sie auch verhasst, da sie gerne auch 'mal ein Auto verwüsten in dem sie Gummidichtungen herausziehen oder Antennen abreissen (Für alle die sowas geniessen, findet ihr hier ein Beispiel, wie ein Polizeiauto demoliert wird. Immerhin kein Tesla...). Aber keiner der Velosättel scheint ihnen sonderlich geschmeckt zu haben. Auf Jonas Ledersattel ist nur ein Kratzer, in Helens Gelsattel ein einzelner präziser Hick, um das Innere freizulegen. Ob der Gel wohl bitter schmeckt? Wir kosten nicht, sondern flicken erneut mit dem Supertape, das nun bestens performt. Ein paar Tage später erzählen wir die Story lachend zwei neuseeländischen Velofahrer:innen. Sie meinen, wir hätten Glück gehabt. Ihnen haben Keas schon einmal beide Velosättel komplett zerlegt auf einer früheren Velotour.
Wider Erwarten bleibt das Wetter trocken und sonnig. Wir haben uns auf Regen eingestellt, denn wir befinden uns nun in einer der regenreichsten Regionen Neuseelands mit 3900-4500 mm Niederschlag pro Jahr. Im Vergleich dazu sind die Niederschlagsmengen im Schweizer Mittelland mit 900-1200 mm jährlich wesentlich geringer. Umso mehr geniessen wir es nebst dem Franz Josef-Gletscher auch den Fox-Gletscher unter stahlblauem Himmel besichtigen zu können. Der Gletscher mündete früher direkt in den Regenwald, auch heute noch ist der landschaftliche Kontrast beeindruckend. Gletschermoräne und Gletscherbach führen durch eine quasi unverbaute Landschaft bis zum Meer. Das einzige was unsere Stimmung trübt, sind die vielen Heliflüge. Tourist:innen werden auf dem Gletscher für ein paar Minuten abgesetzt, im Minutentakt fliegen Helikopter ins Tal. Da kann man nur hoffen, dass dieses Business in der Schweiz zukünftig nicht auch ausgebaut, sondern auf nachhaltigere Tourismusoptionen gesetzt wird. Nur wenige Stunden nachdem wir den Fox-Gletscher besucht haben, baden wir wieder im Meer. Ein letztes Mal für eine längere Zeit. Denn nachdem wir Haast erreicht haben, fahren wir Richtung Osten ins Inland und verlassen die Region West Coast. 268 Kilometer und zwei Pässe trennen uns noch von Queenstown. Um den Haastpass zu erklimmen starten wir früh und so sind wir bereits kurz nach dem Mittag auf der Passhöhe. Durch einen schattigen Wald und über eine offene Ebene sausen wir zu einem DOC Campingplatz. Wir stellen als erste das Zelt auf und erwischen einen Spot mit fantastischer Aussicht. Einen kurzen Fussmarsch entfernt liegen die sogenannten Blue Pools. Für ein Bad spazieren wir gerne noch ein wenig durch den Wald und tatsächlich haben wir beide noch nie so klares blaues Wasser gesehen. Wir sind nicht die einzigen die baden, die Stimmung ist ausgelassen und wir schätzen uns glücklich, dass wir so früh los sind. Auch die nächsten Tage sind landschaftlich unglaublich schön. Nach der sattgrünen Westküste mit ihren Gletschern radeln wir nun durch aride Berglandschaften. Grosse Seen, eindrückliche Bergketten und eine schöne Routenführung machen wett, dass wir nachwievor aufgrund fehlender Alternativen hauptsächlich auf stark befahrenen Strassen unterwegs sind. Nach einem Zwischenstopp in der Stadt Wanaka und einem Barbequeabend mit anderen Velofahrer:innen am Seeufer, nehmen wir den letzten Pass in Angriff. Die Crown Range ist auch der höchste Punkt der ganzen Route und obwohl wir insgesamt schon ziemlich viele Höhenmeter erradelt haben, liegt der Pass nicht höher als 1076 m ü. M. Wir sind inzwischen so fit, dass wir auch bei dieser Fahrt die Mittagspause auf Passhöhe einlegen. Nach einer rasanten Abfahrt legen wir einen letzten Zwischenstopp vor Queenstown im Goldgräberdörfchen Arrowtown ein. Nachdem wir die letzten Tage viel selber gekocht haben, ist es wieder einmal Zeit auswärts essen zu gehen. Die Gartenbeiz The Fork and Tap ist gut gefüllt, die Stimmung ausgelassen, das Essen phänomenal. Livemusik spielt auf und am Schluss tanzen die Neuseeländer:innen sogar auf den Tischen! Den nächsten Morgen gehen wir gemütlich an, denn der leckere Gin Tonic klingt noch nach. Die 35 Kilometer Fahrradweg bis Queenstown unterbrechen wir für eine Mittagspause am Shotover River. Der natürliche Strand am Flussufer lädt dazu ein sich ein wenig in den Schatten der Bäume zu legen. Kurz vor Queenstown kontern wir in der ersten Craft Beer-Brauerei mit einem kühlen Konterbier. So geht das - würde Maloney sagen. *Der Käse hier ist so grottig, wir werden nach unserer Rückkehr wohl den ganzen Sommer hindurch Fondue und Raclette essen. Peng! Ich biege um die nächste Kurve und blicke in Jonas' verdutztes Gesicht. Pünktlich auf den letzten Tag im Jahr, ist er da. Der erste Platten. Und was für ein Knall! So einen spektakulären Plattfuss haben wir beide noch nie erlebt. Wir sind mitten in einem lichten Manukawald, kurz davor den letzten Sattel der heutigen Etappe zu erklimmen. Wie bei jeder Panne halten wir uns an unsere Pannenregel Nummer 1: Zuerst etwas essen. Zwei Riegel und einen Apfel später machen wir uns ans Werk. Wir sind etwas eingerostet, geschlagene 45 Minuten brauchen wir, um den Schlauch zu wechseln. Ob wir bei der letzten Tankstelle wohl etwas zu grosszügig aufgepumpt haben, um einen ganzen Tag bei sommerlichen Temperaturen über Schotterstrassen zu kurven? Wir lassen etwas Luft aus den anderen Schläuchen, packen alles Flickzeug wieder ein und radeln weiter. Es ist doch noch ein ziemliches Stück bis zu unserer Unterkunft in Maruia. Wir sausen den kleinen Pass auf der anderen Seite hinunter, rollen aus dem Wald auf das erste Haus zu - und Jonas steht erneut still. Der zweite Platten. Mist. Und keinen zweiten Ersatzschlauch im Gepäck. Vom Haus herüber hört man einen Rasenmäher knattern und Helen spurtet los. Es fehlen doch noch 17 Kilometer, schieben ist also keine Option. Wir haben Glück! Eine stürmische Begrüssung von zwei grossen Hunden und ein kurzes Gespräch später, dürfen wir unsere Räder in den grossen PKW von Caroline einladen. Sie fährt uns das letzte Stück bis zu unserer Unterkunft. In Maruia findet sowieso keine Silvesterparty statt - das Dorf besteht aus einer Schule, einem Motel für Fliegenfischer und einer handvoll Häuser. Unser Programm beschränkt sich also auf einen Abendspaziergang, Veloschlauch flicken und Spaghetti essen. Inzwischen fahren wir durch sehr dünn besiedeltes Gebiet. Auch den Abend vor Silvester haben wir abgelegen am Lake Rotoroa verbracht. Ein wunderschöner See, der kleine Zeltplatz war gut gefüllt. Erstaunlich, denn es hatte extrem viele Sandfliegen! Die Mistviecher beissen anstatt zu stechen und das Resultat juckt höllisch. Wir flüchteten zum Kochen auf den Bootssteg, eine feine Brise fürchten die lästigen Biester. Doch auch der Wind hat seine Tücken. Unser Pfannendeckel wurde in einem unachtsamen Moment in den See geblasen. Direkt unter das einzige Boot, das am Bootssteg vertäut war. Bevor wir nach Murchison radelten am nächsten Morgen, um uns ein zweites Frühstück zu gönnen, konnten wir den Deckel herausfischen. Denn das Boot fuhr pünktlich um 08:00 Uhr los, um ein paar Wanderer:innen auf der anderen Seeseite abzusetzen. Jonas hatte schon die Taucherbrille gezückt, doch ein langer Stock liess mich den Deckel elegant bergen. Es sah aus, als würde ich ein Crêpe servieren. ... Wohl nur für uns, da wir ständig hungrig sind - höchste Zeit loszuradeln. Nach dem ersten Sattel - dem Braeburn Saddle - rollten wir das Tal hinunter. In Murchison wurden wir nicht enttäuscht, ein lokaler Velofahrer kam auf uns zu und zeigte uns die beste Bäckerei weit und breit. Wir schlemmten in der Tutaki Bakery hemmungslos - wohl ein weiterer Grund warum wir den ersten Platten wenige Stunden später im Wald so gelassen hinnahmen. Am 1. Januar 2023 starten wir nach einer ruhigen Nacht im Fliegenfischermotel ins neue Jahr. Bereits nach wenigen Kilometern: Die nächste Panne. Diesmal knallt der Schlauch nicht, doch bahnt er sich einen Weg durch den Reifen hindurch und bildet eine Blase. Das Supertape mit dem wir den Reifen geflickt haben, scheint doch nicht so super. Wir gehen nochmals ans Werk und flicken den Reifen nun mit Schlauchflicken und viel Leim. Die pralle Sonne setzt Helen zu und den nächsten Pass, den Rahupass, erklimmen wir im Schneckentempo. Doch die Konstruktion hält! Wir rollen auf einer Asphaltstrasse bis nach Reefton - ein kleines Städtchen, das sogar einen Veloladen hat. Wir gönnen uns ein Sixpack Bier, machen selber Burger und hoffen, dass der Besitzer sich dafür entscheidet am 2. Januar zu arbeiten. Denn an der Ladentür war bezüglich Öffnungszeiten schlicht ein Fragezeichen an der Tür vermerkt. So läuft das hier in Neuseeland. Das Glück scheint uns wohl gesonnen - denn tatsächlich: Der Laden ist geöffnet und der Besitzer ist fast ein bisschen stolz, dass er uns einen neuen passenden Reifen bieten kann. Er meint, die meisten Fahrradfahrer:innen hätten "fancy bikes", da könne er dann halt auch nichts machen. Wir sind froh, haben wir uns für unsere Aariosräder entschieden und radeln neu ausgerüstet weiter. Wir fahren durch ehemalige Goldgräberdörfer bis nach Greymouth und geniessen das schöne Wetter. Greymouth ist die grösste Stadt der West Coast, der Bezirk hat 14'000 Einwohner:innen. Für zwei Tage tauschen wir unsere Tourenräder aus und sind auf dem Mountainbike unterwegs. Wir fahren den Paparoatrack, eine anspruchsvolle Route, landschaftlich grandios. Hoch von den Paparoa Ranges blicken wir hinunter bis zur Küste. Das Wetter ist gut, was eine Seltenheit ist hier in der regenreichsten Region Neuseelands. So macht es auch nichts, dass wir für die ganze Strecke 11,5 Stunden brauchen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit spukt uns der Wald auf der anderen Seite wieder aus. Was für ein Tag - Helen sinkt müde in die Kissen, Jonas schmiedet bereits die nächsten Routenpläne. Am nächsten Tag erholen wir uns, gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück und besichtigen die Pancakerocks. Die besonderen Kalksteinformationen sind eindrücklich und wir geniessen den gemütlichen Tag, nach der intensiven Mountainbiketour. Entlang der Küste radeln wir zurück nach Greymouth. Auch den nächsten Tag gehen wir nochmals gemütlich an. Wir planen, kaufen neue Schlafmätteli und Jonas muss 'mal wieder zum Friseur. Auf dem West Coast Wilderness Trail, den wir die nächsten Tage mit unseren Tourenrädern abfahren, holt uns wieder der Regen ein. Pitschnass sind wir die ersten zwei Tage auf dem Veloweg. Doch wir radeln munter weiter, erneut durch ehemalige Goldgräberdörfer bis uns in Hoikitika die Sonne wieder aufwärmt. Wir entscheiden spontan am Lake Iathne zu zelten. Denn sobald die Sonne 'mal da ist, ist es sommerlich warm und ein Sprung in den nächsten See eine willkommene Abkühlung. Und sie hat uns tatsächlich gefunden, die Sonne. Bereits in Wellington klart das Wetter auf - wie gut das tut! Zudem dürfen wir zwei Tage bei unseren netten Hosts Patty und Jeff verbringen. Sie haben uns vor mehreren Wochen einfach so auf der Strasse angesprochen und uns kurzerhand einen Zettel mit ihrer Adresse in die Hände gedrückt. Wir besuchen ihr Gemeinschaftsgartenprojekt (natürlich mit dem Velo :)...), spielen Siedler und werden unglaublich fein bekocht. Die zu Wellington gehörende Miramar Peninsula ist ganz anders als der Kern der Grossstadt und wir geniessen es sehr, diese entdecken zu dürfen. Auch ein Besuch in den Weta-Studios und ein Lunch im Chocolate Fish Café, das Peter Jackson mag, dürfen nicht fehlen. An unserem Abreisetag begleitet uns Jeff noch bis zur Fähre. Unterwegs versucht witzigerweise eine Möve Jonas beim Öffnen eines ziemlich grossen Kiefernzapfens einzuspannen. So wie Raben Nüsse zum Knacken vor Autos werfen, wirft die Möve den Kiefernzapfen wahlweise vor oder auf Jonas. Helen amüsiert sich prächtig. Auf der Fährenfahrt beobachten wir aus weiter Ferne einzelne Delfine und rollen nach einem gemütlichen Pubbesuch in Picton spätabends zum Camping.
Am nächsten Tag radeln wir los, um die Südinsel zu erkunden. Von Picton fahren wir bei schönem Wetter nach Pelorus Bridge. Da wir über einige Fjordausläufer radeln, geniessen wir immer wieder die wunderbare Aussicht über Strände und Buchten der Pelorus Sounds. Heiligabend verbringen wir auf einem einfachen Campingplatz unter Palmen, einen Sprung in den angrenzenden glasklaren Fluss inbegriffen. Tags darauf wirds anstrengend! Wir erklimmen den Maungatapusattel und wagen uns auf den Track, obwohl uns alles andere als klar ist, ob er überhaupt geöffnet ist. Doch die Alternative ist ein überfüllter Highway ohne Seitenstreifen und voller ferienhungriger Kiwis. Wir entscheiden uns also für die Variante mit Oberkörpertraining, geschlagene 8 Stunden brauchen wir für 40 Kilometer. Der Weg ist so steil, dass wir teils gemeinsam die Fahrräder den Berg hochschieben. Bergab gilt es dann die Mountainbikeskills auszupacken. Hungrig kommen wir in Nelson an und unser Weihnachtsmenü besteht in der Konsequenz aus einem ganzen Pack Spaghetti mit Pesto, Glacé und Cola. Etwas gemütlicher geht es weiter der Bucht entlang nach Kaiteriteri, auch ein Brauereibesuch unterwegs liegt drin - wir fahren nun schliesslich auf dem sogenannten Great Taste Trail. Was für ein Kontrast zu gestern. In Kaiteriteri dürfen wir netterweise unsere Fahrräder in der Garage des Campingplatzes stehen lassen und besichtigen den Abel Tasman Nationalpark. Dieser ist berühmt für seine schönen Buchten mit gelbem Sand, türkisfarbenem Wasser und steilabfahlenden bewaldeten Hängen. Zwei Tage wandern, baden und chillen wir - eine Nacht verbringen wir im Nationalpark am Strand. Nun sehen wir auch endlich sogenannte Wekas. Die hühnergrossen braunen Laufvögel wagen sich immer dann aus dem Gebüsch, wenn man sein Campingmaterial nicht mehr beaufsichtigt. Zum Glück haben wir das eher dezent gehaltene Warnschild beim Wegbeginn gelesen! Die Vögel klauen gerne alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Als Jonas vom Abwaschen zurückkommt, beobachtet er einen Weka der tatsächlich einen kleinen Essensbeutel unserer Nachbarn stielt und schnell davon rennt. Wir amüsieren uns köstlich und nehmen vorsichtshalber alles Material aus dem Vorzelt ins Hauptzelt über Nacht, das übrige Essen verschliessen wir so geruchssicher wie möglich. Am Morgen werden wir tatsächlich von Wekas geweckt, die munter durch unser Vorzelt sausen. Nun glauben wir auch die die Geschichte einer Wandererin, der von einem hungrigen Weka ein Loch in die Zeltwand gepickt wurde. Nochmal Glück gehabt! Und da unser Zelt direkt am Strand steht, können wir ohne Problem auch direkt davor sünnele. Die zwei Tage fühlen sich an wie Sommerferien in Italien. Alle geniessen das gute Wetter, essen Gelati und haben gute Laune. Wir haben Glück, der Campground hat auf Grund einer Absage noch einen allerletzten freien Platz und so können wir noch eine weitere Nacht in Kaiteriteri verbringen. Entspannt fahren wir von der Küste wieder Richtung Inland nach Tapawera. Hopfen-, Apfel und Pflaumenplantagen säumen den Weg bevor das Tal immer schmäler wird und es ab und an aussieht wie in der Schweiz. Sogar einen kleinen Bergspitz mit Schneeblätz entdecken wir. Es ist so sommerliches Wetter, dass nur ein Bad im Fluss Motueka richtig abkühlt. Unsere Schlafmatte badet wieder mit - langsam wird das zum Running Gag: Wir haben wieder ein Loch in der Matte. Wir wünschen euch von Herzen schöne Festtage oder wie es die Neuseeländer:innen sagen, happy silly season!
Ein ausgiebiges Frühstück und einen Besuch im Wäschesalon später schwingen wir uns kurz nach dem Mittag endlich auf unsere Fahrräder und werden - sorry für die Wiederholung, uns nervts auch langsam - schon bald erneut verregnet. Fluchend und völlig durchnässt strampeln wir den Berg hoch. Wir sind uns sicher: Bald schwemmt es den Neuseeländer:innen ihre Insel davon. Oder sie bricht auseinander. Oder beides. Überall hat es Erdrutsche. All' paar hundert Meter liegen Gesteinsbrocken neben oder auf der Strasse. Genau deswegen sind wir heute auf einer alternativen Strecke unterwegs, da die eingeplante Route - ein weiterer Mountainbike Trail - aufgrund einer niedergegangenen Schlammlawine unzugänglich ist. Nach halber Strecke finden wir einen überdachte Bushaltestelle und machen eine Pause. Wir packen ein paar Snacks aus und kochen auch gleich noch Kaffee dazu. Für irgendetwas hat man ja schliesslich einen Gaskocher als ständigen Begleiter dabei. Wir warten und prüfen den Regenradar. Immerhin: Die trockenen T-Shirts die wir aus der Saccoche fischen sind noch warm vom Tumbler. Als das Gröbste vorbei ist, wagen wir uns aus dem Unterstand hervor und kämpfen uns fluchend den letzten steilen Hügel hoch Richtung Tongariro Nationalpark. Heute machen wir Captain Haddock in der Wortwahl definitiv Konkurrenz. Noch rechtzeitig treffen wir kurz vor 19 Uhr beim Supermarkt ein, danach sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Mangahuia Zeltplatz. Um den strengen Tag gemütlich abzuschliessen, kocht Jonas Helen ein Geburiznacht. Tags darauf scheint die Sonne und unsere Kleider trocknen dampfend während wir das Zelt einrollen. Nun wird die ganze Schönheit dieses Nationalparks sichtbar, der Kraterrand des Vulkans Mount Ruapehu ist eingezuckert mit Schnee. Alles macht Sinn. Wegen diesem wunderbaren Anblick haben wir gestern keinen Pausentag in Taumaranui eingelegt, sondern sind trotz Regen weitergefahren. Und was für ein eindrücklicher landschaftlicher Kontrast. Wir verbringen den Vormittag im Nationalpark und besichtigen die Tawhai Wasserfälle, an denen eine weitere Szene aus Herr der Ringe gedreht wurde (Gollums Pool). Am Nachmittag geht's dann grösstenteils bergab nach Pipiriki, vom Hochplateau hinunter in ein subtropisches Klima an den Fluss Whanganui. Im kleinen Dorf gibt es einen einzigen, doch wunderschönen Zeltplatz. Das kleine Unternehmen bietet auch Tagesausflüge an und wir entscheiden spontan am nächsten Tag eine Jetboattour zu machen. So können wir nach einer rasanten Fahrt doch noch - wenn auch zu Fuss - die wunderschöne Bridge to Nowhere besichtigen. Diese wäre Teil des gesperrten Mountainbike Trails, an dessen Ende wir uns mit unseren Fahrrädern vom Jetboat hätten abholen lassen. So kommen wir doch noch auf unsere Kosten und der Kapitän lässt sich sogar zu ein paar 360 Grad-Umdrehungen hinreissen. Eine Teilstrecke paddeln wir danach den Fluss im Kanu hinunter zurück. Nun geniessen wir die Stille, klettern zu einer Höhle und beobachten Tiere. Das nächste Gewitter braut sich bereits zusammen, als wir in Pipiriki anlegen. Und während draussen der Himmel erneut die Schleusen öffnet, kochen wir im warmen Aufenthaltsraum glücklich unsere Fertignudeln. Dunkle Wolken verfolgen uns auch am nächsten Tag, an dem wir entlang des Whanganui Rivers das Tal hinab rollen. Wir entkommen ihnen und radeln eine schöne Strecke, die uns an einem Tag durch die Dörfer Jerusalem, London und Athen führt. Ein kleines Kaffee bietet frische Pancakes an, ein Bauer hält uns an und zollt uns ehrlich erstaunt Respekt dafür, dass wir ohne Elektroantrieb und mit soviel Gepäck von Cape Reinga bis hierher gefahren sind. Er fahre nur in der Stadt Velo und dies mit seinem E-Bike. Wir verabschieden uns lachend voneinander - was für eine sympathische Begegnung. In Whanganui angekommen übernachten wir am Stadtrand auf einem kleinen etwas heruntergekommenen Campground. Das grosse Plus: Das Restaurant daneben. Wir schlagen uns die Bäuche voll und investieren einmal mehr in leckeres Essen. Beim Start am nächsten Tag, wir können es kaum glauben, begegnen wir doch tatsächlich noch einmal dem Bauern vom Whanganui River. Nun ist er auf seinem E-Bike unterwegs und fällt fast vom Rad als er eine Vollbremse zieht nachdem er uns wiedererkannt hat. Man sieht sich eben immer zweimal im Leben. Ein alter Lift erspart uns fast 100 Höhenmeter auf unserem Weg aus Whanganui heraus. Danach folgt eine Durststrecke. Oder besser gesagt eine regnerische mehrtägige Fahrt durch die Landwirtschaftszone Neuseelands. Wir bewähren uns als Velocowboys und treiben diverse entlaufene Tiere an. Kühe, Schafe, Stiere, schottische Hochlandrinder - so ziemlich alles begegnet uns auf der Strasse. Da wir erneut ein Loch in unserer Campingmatte haben und es munter weiterregnet, gönnen wir uns in Palmy (Palmerston North wird so von den "locals" abgekürzt) eine Hotelübernachtung und einen Besuch in einem Pub. Inzwischen hat es soviel geregnet, dass Jonas' Fahrradgriffe zu schimmeln angefangen haben. Nennenswertes Highlight ist sicherlich das Pukaha National Wildlife Center, in dem wir dank verdrehtem Tag-Nacht-Rhythmus den ersten (und wahrscheinlich einzigen) Kiwi beobachten können. In Martinborough treffen wir die Österreicher:innen Tobi und Nadja mit ihrer Tochter Naima im Supermarkt. Sie sind zu dritt mit dem Rad unterwegs und übernachten auf demselben Campingplatz. Ein unerwartet vergnüglicher Abend verbringen wir mit ihnen, teilen unser Dessert und erzählen uns Geschichten vom Leben und vom Reisen. Den nächsten Tag gehen wir aufgrund des Regens gemütlich an und fahren bis auf den Remutaka Summit. Die letzten drei Etappen vor Wellington haben noch so einige Highlights zu bieten. Die historische Zugstrecke wurde umfunktioniert in einen Radweg und führt uns auf einer spektakulären Strecke durch Tunnels und über Hängebrücken ins nächste Tal. Auf dem Gipfel zelten wir ein letztes Mal bevor wir nach Wellington radeln. Die Stadt kommt uns laut und schmutzig vor nach sovielen Tagen in der Natur. Wir konzentrieren uns auf die Vorteile einer Grossstadt und stossen mit einer Flasche Rotwein beim Italiener auf unsere Durchquerung der Nordinsel an. Mit 2097 Kilometern und 31'343 Höhenmetern in den Beinen haben wir uns das mehr als verdient. Möge uns nur noch die Sonne finden auf der Südinsel. Dies ruften sich die Holzfäller im Pureora-Wald zu, als hier in den 60er Jahren noch Holz geschlagen wurde. Der laute Ruf war eine Warnung, wenn ein Baumriese zu Boden ging. Nicht selten wurden Bäume gefällt, so breit, wie die Männer selber gross. Brücken, Schleppsysteme und Bahnstrecken ermöglichten es die Baumstämme aus dem Regenwald zu schaffen. In den 70ern bauten dann Aktivist:innen Plattformen in den Bäumen und verharrten dort. Ihr Protest gegen die Abholzung führte dazu, dass ein Nationalpark errichtet wurde. Drei Tage verbringen wir unter den ausladenden bemoosten Ästen, den dichten Baumkronen und lauschen immer wieder dem Ruf des Tui. Der faszinierende Vogel beherrscht eine Vielzahl an Melodien und Lauten. Da er gerne den Nektar des überall wachsenden Flachs trinkt, können wir ihn oft beobachten. Ähnlich wie Papageien, wurde dem einen oder anderen Tui auch schon ein Jingle oder das Nachsprechen von Sätzen beigebracht. Ab Mangakino folgen wir erst einer Schotterstrasse, die sich schon bald in einem schmalen Weg verliert. An dessen Ende erwartet uns eine schmale Hängebrücke. In unserem Tourenführer wurde ausdrücklich darauf hingewiesen wie schmal die Brücke sei und wir werden nicht enttäuscht! Die Brücke darf jeweils nur von einer Person betreten werden und ein bisschen sieht sie aus, als wäre sie aus alten Maschendrahtzäunen gefertigt worden. Kurz vor der Brücke verliert Jonas einen Bremsklotz - es gilt also gleich zwei neue Herausforderungen zu meistern. Ganz wie wir das in der Reisedoku "Weit" gelernt haben, essen wir erst einmal etwas. Danach machen wir uns lachend ans Werk. Mit einer präparierten Nadel aus dem Nähzeug improvisieren wir einen kleinen Splint und montieren einen neuen Bremsklotz. Danach tragen wir das Gepäck über die Brücke und mit etwas Geschick stossen wir die entladenen Fahrräder auf die andere Seite. Eine geschlagene Stunde später beginnen wir auf einem ruppigen Trail den Wald hinauf zu radeln. Mit jedem Kilometer wird er breiter bis wir auf alten Schotterstrassen fahren können. Der Wald ist wunderschön! Die einzige Person, die uns begegnet ist ein Jäger. Seine beiden Jagdhunde sitzen hellwach auf der Kühlerhaube, als er uns in seinem schaukelnden Jeep entgegen kommt. Fast 1000 Höhenmeter später erreichen wir den Ngaherenga Zeltplatz. Viele Wanderer:innen, welche die Tour Aotearoa zu Fuss gehen, haben sich bereits eingerichtet. Auch wir finden noch ein schönes Plätzchen und kochen hungrig unseren zNacht. Nun sind wir am Startpunkt des Timbertrails - Morgen geht's los. Als wir losfahren ist der Himmel wolkenverhangen, schon nach kurzer Zeit beginnt es zu regnen. Wir biken durch den tropfenden Wald. Da der nächste Aufstieg zum Mount Pureora folgt, tropft auch der Schweiss. Trotz schlechtem Wetter, ist der Trail in einem tollen Zustand. Nun kommt auch Helen auf ihre Kosten was das Mountainbiken anbelangt. Nachdem der Gipfel erklommen ist, sausen wir über Wurzeln und durch Schlammlöcher - die Saccochen klappern und es macht uns beiden echt Spass! Ziemlich durchnässt treffen wir am Nachmittag in der Timber Trail Lodge ein. In der Hütte haben wir ein Zimmer gebucht, denn für den Abend ist ein Gewitter, für den nächsten Tag erneut Regen angesagt. Es erwartet uns ein warmes Cheminée und als Zvieri ist sogar eine Pizza im Übernachtungspreis inbegriffen - was will man mehr! Am nächsten Tag fahren wir den zweiten Teil des Trails bei besserem Wetter, der Wegwart höchstpersönlich kommt uns auf Quad entgegen. Wie alle Neuseeländer:innen ist auch er einem kurzen Gespräch nicht abgeneigt. Als wir den Trailzustand loben und als Schweizer:in auch noch zugeben, dass wir die neuseeländische Schokolade Whitakers richtig lecker finden, strahlt er. Der Wald glitzert grün und wir geniessen es einen weiteren Tag hier verbringen zu dürfen. Am Nachmittag radeln wir noch ins nächste Provinznest Taumarunui und retten uns kurz vor dem nächsten Regen in ein Thairestaurant für ein frühes Znacht. |