Dies ruften sich die Holzfäller im Pureora-Wald zu, als hier in den 60er Jahren noch Holz geschlagen wurde. Der laute Ruf war eine Warnung, wenn ein Baumriese zu Boden ging. Nicht selten wurden Bäume gefällt, so breit, wie die Männer selber gross. Brücken, Schleppsysteme und Bahnstrecken ermöglichten es die Baumstämme aus dem Regenwald zu schaffen. In den 70ern bauten dann Aktivist:innen Plattformen in den Bäumen und verharrten dort. Ihr Protest gegen die Abholzung führte dazu, dass ein Nationalpark errichtet wurde. Drei Tage verbringen wir unter den ausladenden bemoosten Ästen, den dichten Baumkronen und lauschen immer wieder dem Ruf des Tui. Der faszinierende Vogel beherrscht eine Vielzahl an Melodien und Lauten. Da er gerne den Nektar des überall wachsenden Flachs trinkt, können wir ihn oft beobachten. Ähnlich wie Papageien, wurde dem einen oder anderen Tui auch schon ein Jingle oder das Nachsprechen von Sätzen beigebracht. Ab Mangakino folgen wir erst einer Schotterstrasse, die sich schon bald in einem schmalen Weg verliert. An dessen Ende erwartet uns eine schmale Hängebrücke. In unserem Tourenführer wurde ausdrücklich darauf hingewiesen wie schmal die Brücke sei und wir werden nicht enttäuscht! Die Brücke darf jeweils nur von einer Person betreten werden und ein bisschen sieht sie aus, als wäre sie aus alten Maschendrahtzäunen gefertigt worden. Kurz vor der Brücke verliert Jonas einen Bremsklotz - es gilt also gleich zwei neue Herausforderungen zu meistern. Ganz wie wir das in der Reisedoku "Weit" gelernt haben, essen wir erst einmal etwas. Danach machen wir uns lachend ans Werk. Mit einer präparierten Nadel aus dem Nähzeug improvisieren wir einen kleinen Splint und montieren einen neuen Bremsklotz. Danach tragen wir das Gepäck über die Brücke und mit etwas Geschick stossen wir die entladenen Fahrräder auf die andere Seite. Eine geschlagene Stunde später beginnen wir auf einem ruppigen Trail den Wald hinauf zu radeln. Mit jedem Kilometer wird er breiter bis wir auf alten Schotterstrassen fahren können. Der Wald ist wunderschön! Die einzige Person, die uns begegnet ist ein Jäger. Seine beiden Jagdhunde sitzen hellwach auf der Kühlerhaube, als er uns in seinem schaukelnden Jeep entgegen kommt. Fast 1000 Höhenmeter später erreichen wir den Ngaherenga Zeltplatz. Viele Wanderer:innen, welche die Tour Aotearoa zu Fuss gehen, haben sich bereits eingerichtet. Auch wir finden noch ein schönes Plätzchen und kochen hungrig unseren zNacht. Nun sind wir am Startpunkt des Timbertrails - Morgen geht's los. Als wir losfahren ist der Himmel wolkenverhangen, schon nach kurzer Zeit beginnt es zu regnen. Wir biken durch den tropfenden Wald. Da der nächste Aufstieg zum Mount Pureora folgt, tropft auch der Schweiss. Trotz schlechtem Wetter, ist der Trail in einem tollen Zustand. Nun kommt auch Helen auf ihre Kosten was das Mountainbiken anbelangt. Nachdem der Gipfel erklommen ist, sausen wir über Wurzeln und durch Schlammlöcher - die Saccochen klappern und es macht uns beiden echt Spass! Ziemlich durchnässt treffen wir am Nachmittag in der Timber Trail Lodge ein. In der Hütte haben wir ein Zimmer gebucht, denn für den Abend ist ein Gewitter, für den nächsten Tag erneut Regen angesagt. Es erwartet uns ein warmes Cheminée und als Zvieri ist sogar eine Pizza im Übernachtungspreis inbegriffen - was will man mehr! Am nächsten Tag fahren wir den zweiten Teil des Trails bei besserem Wetter, der Wegwart höchstpersönlich kommt uns auf Quad entgegen. Wie alle Neuseeländer:innen ist auch er einem kurzen Gespräch nicht abgeneigt. Als wir den Trailzustand loben und als Schweizer:in auch noch zugeben, dass wir die neuseeländische Schokolade Whitakers richtig lecker finden, strahlt er. Der Wald glitzert grün und wir geniessen es einen weiteren Tag hier verbringen zu dürfen. Am Nachmittag radeln wir noch ins nächste Provinznest Taumarunui und retten uns kurz vor dem nächsten Regen in ein Thairestaurant für ein frühes Znacht.
1 Kommentar
Christian
20/12/2022 08:12:59
Wow! Eine besondere Reise! Ihr macht es richtig!
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