Bluff ist ein kleines Fischerdorf. Wir verbringen eine Nacht in einem Hotel und feiern gemeinsam in einem Restaurant bei Fish and Chips unsere Leistung bis hierher geradelt zu sein. Und am nächsten Tag? Schwingen wir uns wieder auf unsere Fahrräder. Fünf weitere Etappen führen uns durch die Catlins in die Stadt Dunedin. Dieser Küstenstrich wird von vielen Tourist:innen ausser Acht gelassen, da es zeitlich nicht reicht auch da noch hinzureisen. Umso gespannter sind wir auf diese letzten paar Tage. Die Küste ist wild und ein kalter Wind aus dem Süden bläst uns frisch um die Ohren. Doch das Wetter bleibt stabil und die Sonne scheint. Während wir am ersten Tag noch mehrheitlich durch Landwirtschaftszone fahren bis nach Fortrose, führen uns die nächsten Etappen in wunderschöne Buchten. In der Curio Bay und der Porpoise Bay beobachten wir Pinguine, Delfine und Seelöwen (siehe Galerie). Letzere liegen einfach so am Strand, dösen faul in der Sonne und panieren sich mit Sand. Der gebuchte Zeltplatz zwischen den beiden Buchten ist der bis jetzt teuerste, aber die Aussicht beim Kochen im Vorzelt ist unschlagbar schön. Bereits unterwegs dahin machen wir einen Abstecher zu einem Leuchtturm am Waipapa Point. Ein Schild weisst darauf hin, dass es auch hier Seelöwen hat und ich mache mich neugierig auf den Weg an den Strand. In Australien haben wir gelernt, dass sich Seelöwen und Robben gerne auch im strandnahen Gebüsch verstecken. Entsprechend vorsichtig bin ich unterwegs, denn die kleinen Pfade der Böschung entlang Richtung Meer sehen ganz danach aus, als würden sie auch von Tieren genutzt. Unten angekommen blicke ich mich um. Ich entdecke zwar keinen Seelöwen, aber eine Spur, die zum Wasser führt. Ich winke Jonas aufgeregt zu, der noch oben beim Leuchtturm steht. Er versteht mein Signal und kommt zu mir 'runter, in der Hand die Kamera. Als er bei mir ist, zeige ich im die Spur und erkläre ihm, nicht gerade leise, wie ich sie lese. Ich lasse meinen Blick noch einmal über den Strand schweifen und erschrecke mich gewaltig! 15 Meter von uns entfernt richtet sich ein gigantischer Seelöwenbulle auf. Er war so gut getarnt, dass ich ihn nicht gesehen hatte vorhin. Aber ein so lautes Gerede, scheint ihn doch zu stören. Offenbar habe ich ihn geweckt, er gähnt und zeigt uns seine Zähne. Wir verstummen sofort. Er beäugt uns und legt sich wieder hin. Puuh. So lange wir nicht sprechen, scheinen wir geduldet zu werden. Friedlich wälzt er sich im Sand und sucht nach einer bequemen Position, um sein Nickerchen fortzusetzen. Mit seinen Flossen, wirft er sich Sand über den Rücken. 300 bis 400 kg bringt ein solcher Bulle auf die Waage, mit dem will man's nicht aufnehmen. Da wir nicht näher am Seelöwen dran sind als erlaubt, bleiben wir einfach stehen. Lange beobachten wir das eindrückliche Tier, bevor wir uns langsam zurückziehen. Die folgende Nacht verbringen wir bei Curio Bay und nebst der tollen Aussicht, können wir in der Abenddämmerung Pinguine beobachten. Nicht gerade vom Zelt aus, aber einen kurzen Abendspaziergang entfernt. Da wir genügend Zeit eingeplant haben, verbringen wir den Nachmittag am Strand der angrenzenden Porpoise Bay. Es ist zwar zu kalt zum Baden, aber schön ist es trotzdem. Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren, gehen wir nochmals hinunter zur Bucht und haben Glück. Wir beobachten, wie Delfine mit einem Surfer spielen. Offenbar lieben sie diese Sportart und tauchen immer wieder links und rechts vom Surfer auf. Ein magischer Moment. Es gibt nur noch wenige der Hector Delfine und Besucher:innen werden angehalten nur mit den Delfinen zu spielen, wenn diese die Initiative ergreifen. Als wir aufbrechen, um unser Zelt zusammenzupacken und loszufahren, sehen wir viel weiter drüben am Rande der Bucht nochmals etwas zwischen den Wellen aufblitzen. Delfine? Jonas zückt die Kamera wieder und schaut durchs Objektiv. Auch ein Mann am Strand scheint die Flosse entdeckt zu haben. Seine Freundin filmt, er reisst sich die Kleider vom Leib und stürzt sich mutig ins eiskalte Wasser. In getupfter Unterhose versucht er dem Delfin näher zu kommen. Er prustet vor Kälte, als Jonas zu lachen beginnt. Bei der vermeintlichen Flosse handelt es sich um das Hinterteil einer Ente, die am fischen ist. Wir schmunzeln leicht schadenfreudig und machen uns auf den Rückweg. Bevor wir Dunedin erreichen, wird's nun nochmals ziemlich hügelig auf den letzten beiden Etappen. Am Dorfeingang von Waihola, unserem letzten Übernachtungsort, begrüsst uns ein Ortsschild mit folgender Aufschrift: "No doctor, no hospital, one cemetery". Gut, dass wir jung und fit sind. Um dem viel befahrenen Highway 1 auszuweichen, nehmen wir weitere Höhenmeter in Kauf. Tatsächlich führt uns der letzte Tag über so steile Forststrassen, dass sogar Jonas nach 3,5 Monaten Intensivtraining sein Velo schieben muss. Auf den flachen Abschnitten, bleibt Zeit nachzudenken und Bilanz zu ziehen. Doch da Weisheiten und Moralisches nur wenig unterhaltsam sind, beschränken wir uns an dieser Stelle auf eine Aufstellung kulinarischer Kuriositäten, Tops und Flops:
2 Kommentare
Roger Casagrande
4/2/2023 10:25:16
Happy Birthday Jonas! Hoffe du hast die richtig feiern lassen am anderen Ende der Welt :-) LG Roger
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Jonas
5/2/2023 14:45:59
Vielen Dank Roger! Haben wir gemacht ;-)
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