Inzwischen haben wir Melbourne erreicht - unser Etappenziel in Australien! Doch von vorne ... In Lorne mieten wir zur Abwechslung ein kleines Appartement mit Sprudelbadewanne. Wie herrlich nach einem weiteren langen Fahrradtag die Muskeln so zu entspannen. Nur der sensible Brandmelder kommt nicht ganz klar mit den Mengen an heissem Wasserdampf und meldet sich lautstark. Oder stinken wir inzwischen so penetrant? Am nächsten Tag starten wir früh, um dem Wochenendverkehr auszuweichen. Es ist Melbourne Cup und viele nutzen den freien Dienstag, um der Grossstadt ein paar Tage zu entfliehen und an die Küste zu fahren. Die Tickets für das Pferderennen sind so teuer, dass sich das praktisch niemand leisten kann. Wie wir das schon oft gemacht haben, planen wir am Vorabend eine Route, die ab und zu wegführt von der Haupt- auf eine ungeteerte Nebenstrasse. Bester Laune radeln wir früh morgens mit einem Regenbogen im Rücken drauf los. Doch zwei Stunden später stecken wir im Schlamm fest. Auf einer Strasse nur wenige Kilometer von der Hauptachse entfernt.Wir sehen uns gezwungen das Gepäck abzusatteln, um unsere Velos überhaupt noch schieben zu können. Im einen der drei metertiefen schlammigen Gräben, aus denen die Strasse besteht, windet sich ein Glasfaserkabel als weitere Challenge. Kurz erhaschen wir einen Blick auf einen grossen 4x4-Geländewagen. Auf der Kuppe des steilen Anstiegs, den wir gerade in Angriff nehmen, macht er kehrt. Nur zwei Jungs mit fetten Dirtbikes kommen uns entgegen. Wir "dräckele" und schieben was das Zeug hält. Jonas etabliert einen neuen Jingle, den wir ab sofort in so absurden Momenten singen. "Night fever, night fever, ..." Einmal mehr stehen wir vor der Wahl: Akzeptieren, das Beste draus machen, über die absurde Situation lachen. Oder sich tierisch aufregen und sich die Laune verderben lassen. Wir entscheiden uns fürs Erstere. Denn das macht die Herausforderung, die Velos irgendwie den steilen Hang hochzuschieben, definitiv leichter. Nach einer ausgiebigen Putzrunde, schwingen wir uns mit drei Stunden Zeitverlust wieder auf unsere Räder. Nun radeln wir als Teil des Wochenendverkehrs via Torquay nach Ocean Grove. Wir winken den letzten Känguruhs zu und ein herrlicher Radweg entlang der Küste entschädigt uns für den Vormittag. Den letzten Hügel mit 20 % Steigung kämpft sich nach vier Wochen Training auch Helen auf dem Fahrrad hoch. Yes! Unsere nächsten Warm Shower-Hosts Janet und Peter heissen uns herzlich willkommen, verwöhnen uns mit Apéroplatte und leckerer Pasta. Da wir nur noch wenige Kilometer von unserem Ziel Portarlington enfernt sind, können wir am nächsten Morgen den Feiertag gemeinsam mit den beiden verbringen. Wir dürfen unsere Velos in ihrem Garten reinigen und gehen zusammen Fish & Chips essen. Auch der obligate Gang in einen Pub darf natürlich nicht fehlen. Schliesslich möchten auch wir beim Melbourne Cup mitwetten und auf eines der Pferde setzen. Als wir losradeln wollen, beschliessen sie kurzerhand noch ein Stück mit uns mitzufahren. So schön! Punkt drei Uhr retten wir uns zu viert aus dem Regen in einen Unterstand des lokalen Werkhofs und schauen uns zusammen mit dem Werkhofmitarbeiter auf dem Handy das Pferderennen an. Leider bleibt es bei der geplanten sechsmonatigen Reisedauer, unsere Pferde "Without a Fight" und "Serpentine" gehen leer aus. Danach trennen sich unsere Wege und wir radeln eine wunderbare Begegnung reicher nach Portarlington. Als Schlussbouquet verhagelt es uns noch auf den letzten Kilometern. Wir pfeifen "Night fever, night fever .." und fahren zum Fährenterminal. Stolz sind wir, denn der erste fantastische Teil unserer Reise mit rund 1.821,1 Kilometern und 18.226 Höhenmetern liegt hinter uns. Nun geniessen wir ein paar Tage Stadtleben bevor wir am 8. November nach Neuseeland fliegen. Die Bevölkerung hier ist noch vielfältiger als in New York und entsprechend gibt es einiges an Kulturellem und Kulinarischem zu entdecken. Wir bestaunen Streetart, spazieren durch Stadt und Bucht, besuchen ein Jazzkonzert im Club Bird's Basement und geniessen leckeres Essen. Daneben nehmen wir uns Zeit unser Equipement zu reinigen, zu flicken und nochmals zu verschlanken. Nebst dem seit 16 Jahren kältesten Novembertag in Melbourne, geniessen wir noch ein paar sonnige wärmere Tage im T-Shirt. Auch ein gemütlicher Sonntagvormittag mit Brunch und Zeitunglesen - fast so wie zuhause - liegt 'mal wieder drin. Schön wars, hier in Australien! Wir sind länger geblieben als geplant und sind begeistert. Unglaublich viel durften wir bereits erleben, wunderschöne Landschaften durchfahren, eine spannende und uns völlig fremde Tierwelt entdecken. Auch mit unserem Entscheid viel Zeit im nicht sonderlich touristischen South Australia zu verbringen, sind wir zufrieden. Viele Menschen sind uns mit ehrlichem Interesse und einer grossen Offenheit begegnet! Danke, von Herzen.
2 Kommentare
Habi
6/11/2022 23:05:14
Hoi Zäme!
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swen
18/11/2022 08:54:12
Hy ihr veloverrückten
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