Während einem besonders warmen Spätherbst in der Schweiz radeln wir seit ein paar Tagen oft durch den Regen. Das ist manchmal so absurd, dass wir laut loslachen müssen! So zum Beispiel als wir auf der ersten Etappe nach unserer Pause in Mount Gambier dem südaustralischen Dry Creek Reserve entlang radeln. Denn schon nach den ersten zwei Fahrstunden sind wir von Kopf bis Zeh durchnässt, wie passend zu diesem Reservatsnamen. Da hilft nur noch eines: Wir kaufen im nächsten kleinen Laden in Nelson einen Pie (eine kleine warme Pastete) und einen Becher heissen Tee. Zum Glück gibt es die leckeren Pies in fast jedem Dorf zu kaufen und wir werden uns noch ein paar 'mal so aufwärmen in den nächsten Tagen. Der Glenelg River schlängelt sich durch dieses Gebiet und führt so viel Wasser wie selten. Wir radeln durch einen weiteren gewaltigen Nationalpark, der seine Ufer säumt. Via Drik Drik, ein kleines Dorf in dem aufgrund der Landflucht nur noch eine Kirche, ein Friedhof und drei Familien zu finden sind, fahren wir zurück Richtung Dartmoor. Wir stellen lachend fest: Es braucht schon zwei "stuure Böcke", um trotz Hudelwetter eine fast doppelt solange Strecke nach Dartmoor in Kauf zu nehmen nur um noch durch ein weiteres Naturschutzgebiet zu fahren. Wir finden: Es lohnt sich, manchmal auf die Zähne zu beissen. An unserem Ziel werden wir herzlich und winkend von Michael empfangen. Er und seine Frau Elly sind an diesem Abend unsere Warmshower-Hosts. Warmshowers ist eine Plattform über die sich Velofahrende gegenseitig Kost und Logis weltweit kostenlos zur Verfügung stellen. Wir verbringen einen tollen Abend mit ihnen und sie bekochen uns köstlich. Wir fühlen uns wohl und während dem unsere nassen Sachen vor dem Cheminée trocknen, tauschen wir uns den ganzen Abend aus übers Tourenvelofahren, über schöne Erlebnisse in der Natur und lernen einiges über Australien. Dank Michaels Routentipps fahren wir am nächsten Tag eine wunderbare Etappe nach Portland. Noch einmal durchqueren wir ein Schutzgebiet, den Cobboboonee National Park. Die morastige Strasse verlangt uns einiges ab, aber die schöne Streckenführung und die vielen Wallabies und Känguruhs machen alles wett. Nach einem kurzen Picknick auf dem Mount Richmond düsen wir den Hügel hinunter Richtung Zieldestination, doch plötzlich reist Jonas eine Vollbremse! Mitten auf der Strasse sitzt ein Koala. Und frisst. Und lässt sich durch nichts, aber wirklich nichts stören! Teaser: Auch klingeln bringt nichts (dank GoPro haben wir diesen köstlichen Moment festgehalten, siehe Video). Nach einer weiteren Nacht auf einem Campingplatz führt uns unser nächste Etappe von Portland nach Port Fairy, wo wir erneut bei Warmshower-Hosts übernachten. Auch von ihnen werden wir bestens verpflegt und dürfen die erst wenige Tage alten Welpen der Hündin Rosie bestaunen. So junge Welpen haben wir beide noch nie gesehen. Ihre Augen sind noch zu, krabbelnd sind sie auf der Suche nach Wärme. Beim gemeinsamen Znacht mit Cynthia und Mark erzählen wir von unserer platten Schlafmatte und Helens Knieschmerzen. Für beides haben sie hilfreiche Tipps parat. Sie organisieren in der Region Radrennen und Mark ist vor vielen Jahren die Simpson Desert Bike Challenge gefahren (noch ohne Fatbike!) Wir sind echt dankbar Teil einer so tollen Community zu sein. Sobald wir wieder in der Schweiz sind, werden auch wir Tourenfahrenden unser Gästezimmer zur Verfügung stellen. Via Warnambool fahren wir an den Folgetagen entlang der Great Ocean Road. Diese wird uns fast bis nach Melbourne führen. Regelmässig quatschen uns Leute an und können es kaum fassen, dass wir mit unseren bepacken Velos und ohne Motor von Adelaide bis hier her gefahren sind. Noch immer regnet es. Immerhin: Das Wetter ist so unbeständig, dass die Wettervorhersage für den nächsten Tag selten zutrifft. "Mir nähmes also wies chunt." Am einen Tag fahren wir pitschnass dafür mit saftigen 30 kmh Rückenwind an den "Twelve Apostels" vorbei, am nächsten radeln wir bei Sonnenschein steil bergauf durch den Regenwald. Wo wir können wechseln wir auf die unbefestigte Old Great Ocean Road. So weichen wir teilweise dem Verkehr aus. An den anderen Tagen stehen wir um Viertel nach Fünf in der früh auf, um nach einem warmen Frühstück kurz nach Sieben Uhr loszufahren. Auch so gelingt es uns den Verkehr teilweise zu umfahren und die magische Morgenstimmung im Regenwald ganz alleine zu geniessen. Riesenfarn wächst entlang der Strasse, Kakadus und Koalas brüllen im Geäst. Nach viel Regen entschädigt uns ein sonniger Tag mit Start am Cape Otway in die kleine Stadt Lorne. Nach einem ersten Aufstieg folgt eine rasante Abfahrt nach Apollo Bay. Danach windet sich die Great Ocean Road entlang der Steilküste, eine Bucht schöner als die andere. Trotz Gegenwind und einigen Höhenmetern, geniessen wir jede Minute. Denn - unglaublich aber wahr - in zwei Etappen haben wir Melbourne bereits erreicht. Rund 1.642 Kilometer und 15.500 Höhenmeter in den Beinen, steigt unsere Vorfreude auf Neuseeland und weitere Veloabenteuer täglich. Die Australier:innen warnen uns: It's beautiful but hilly over there! Wir antworten inzwischen ganz in australischer Manier: No worries :). P.s.: Inzwischen hat Jonas ein erstes Video zusammengeschnitten. Darin fährt ihr mit uns über Kangaroo Island und erlebt dank Go Pro-Aufnahmen die schönsten Momente und besten Abfahrten hautnah mit. Ihr findet es unter dem Blogeintrag "Wir werden gewarnt: its hilly!"
2 Kommentare
Ueli
30/10/2022 18:39:02
hey er zwöi eifach Hammer di Föteli ond Filmli,ond Blog...am liebsten wörd eg gerade auch wieder losfahren...geniesst diese momente liebi Grüess Ueli
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Livia
4/11/2022 09:31:17
Hei er liebe! Es esch so schön euche Blog z läse :) so toll, macht richtig Vorfreude! So guet mer hend au z Portland eusi cooli Koala begägnig ka! gnüsstets witerhin i volle zög :) Liebs Grüessli Livia
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